Jede Person, die sich etwas intensiver mit Klima- und Umweltschutz beschäftigt, weiss vermutlich, wo ihre ökologischen Schwächen liegen. Einige schaffen es beispielsweise nicht, auf Kaffee zu verzichten, andere gönnen sich hin und wieder ein Butter-Gipfeli und wiederum andere möchten sich beim Reisen nicht zu fest einschränken.
Viele dieser Dinge lassen sich durch einen sogenannten «ökologischen Fussabdruck-Rechner» wie beispielsweise jener von WWF eruieren. So habe ich auch in meinem Youtube-Video erkennen müssen, dass ich beim Arbeitsweg noch einiges ökologisches Potenzial hätte; denn auch wenn ich mit dem Zug pendle, so ist die Distanz von Wohn- zu Arbeitsort doch überdurchschnittlich gross. Doch auch solche Rechner sind nicht vollumfassend oder berücksichtigen gewisse Dinge nicht. Beispielsweise hat der Konsum von alkoholischen Getränken (insbesondere Wein und Spirituosen) sowie allgemein abgepackten (Limonaden usw.) und aufweckenden (Kaffee!) Getränken einen höheren Einfluss, als wir gemeinhin annehmen. Dass ich also gerne Cocktails mixe, hat auf die Rechnung keinen Einfluss, auch wenn dies durchaus relevant wäre (zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich durchschnittlich bloss an einem Abend in der Woche Alkohol trinke). Es gibt jedoch noch einen weiteren Faktor, der klimatechnisch zwar von Bedeutung wäre, aber bisher unbeachtet blieb: Meine Katzen. Haustiere allgemein können viele Vorteile haben: Sie helfen gegen Einsamkeit, sind – mehr oder weniger – treue Gefährten, vielleicht sogar verschmust und anhänglich, und können uns sogar ein Verständnis und Mitgefühl für Tiere mit auf den Weg geben (auch wenn leider viele Haustierbesitzer*innen immer noch die Ausbeutung anderer Tiere wie Schweine, Kühe, Hühner etc. in Kauf nehmen). Und gleichwohl machen diese Tiere ja auch einige Dinge, die bei uns Menschen auch umweltschädlich sind: Sie fressen, kacken, brauchen Spielzeug, müssen sich Operationen unterziehen und machen gelegentlich Sachen kaputt. Wieso sollte also ein Haustier keinen ökologischen Einfluss haben? Vermutlich gingen Katzen, Hunde und Co. einfach häufig bei Studien zu Umweltfragen vergessen oder man glaubte, dass diese doch sowieso nur unbrauchbare Schlachtabfälle verwerten (so wie manche Menschen immer noch fälschlicherweise das Gefühl haben, dass Leder bloss ein Abfallprodukt der Fleischindustrie sei). Doch bei ungefähr 2.2 Millionen Hunden und Katzen in der Schweiz kann der ökologische Effekt nicht ganz unbedeutend sein. Gemäss Statistiken lebt in beinahe jedem zweiten Haushalt mittlerweile ein Haustier. Katzen sind diesbezüglich die beliebtesten Säugetiere: 1.7 Millionen. Das sind mehr Katzen als es in Zürich und Agglomeration Menschen gibt. Deshalb erstaunt es auch nicht, dass eine US-amerikanische Studie zum Schluss kam, dass der Einfluss von Katzen und Hunde aufs Klima grösser als bisher vermutet ist: 64 Millionen Tonnen CO2 stossen alle Katzen und Hunde in den USA jährlich indirekt durch die Produktion von Haustier-Nahrung etc. pp. aus. Das entspricht ungefähr dem Ausstoss von 13 Millionen Autos pro Jahr. Auf die Schweiz und die Katzen heruntergebrochen, ist dieser Wert natürlich deutlich kleiner (entschuldigt bitte, dass ich mir nicht den Aufwand gemacht habe, konkrete Zahlen für die Schweiz zu berechnen ;)), aber auch hier landet immer mehr Fleisch, dass theoretisch auch für Menschen geeignet wäre, im Katzenfutter. Doch minderwertiges Fleisch ist in einem Land wie der Schweiz halt nicht sonderlich beliebt. Ausserdem: Wie wir langsam alle wissen sollten, ist die Fleischproduktion einer der grössten Umwelt- und Klimazerstörer, die es gibt. Dazu kommen die von mir bereits oben-genannten Bereiche wie Spielzeuge, Katzenbäume, Operationen, Medikamente, Katzenstreu-Produktion, Entsorgung der Ausscheidungen usw. Eine Schweizer Studie aus der Schweiz kam deshalb zum Schluss, dass eine einzige Katze ungefähr gleich viel CO2 produziert wie eine 1400 Kilometer lange Autofahrt. Das entspricht in ungefähr der Strecke Hamburg – Florenz (siehe Foto unten). Immerhin eine gute Nachricht gibt es: Ein*e Katzenbesitzer*in muss sich etwa 2.5x weniger Sorgen um den umwelttechnischen Einfluss machen als ein*e Hundebesitzer*in. Ein Hund ist nämlich ungefähr so schädlich wie 3700 Kilometer Autofahrt. Und es gibt noch eine weitere gute Nachricht für Leute wie mich: Es gibt Möglichkeiten, den ökologischen Pfotenabdruck der Katze zu senken. Hier sind einige Ideen, auf die ich beim Schreiben dieses Blogposts gekommen bin:
Mit diesen Tipps sollte es möglich sein, dass man trotz Zusammenleben mit einem Haustier, seine Klimabilanz nicht deutlich verschlechtert. In diesem Kontext sollte man natürlich auch nicht vergessen, dass der eigene Fussabdruck massiv relevanter ist als der Pfotenabdruck eines kleinen, leichten Lebewesens wie einer Katze. Und wenn das Haustier sogar helfen kann, dass man sensibilisiert wird für Tierrechte im Allgemeinen und dann seine Ernährung so umstellt, dass möglichst auch andere Tiere neben Katzen und Hunden keinen Schaden zugefügt wird (i.e. sich vegan ernährt); dann haben die kleinen, haarigen Freund*innen auch einen positiveren Effekt als jedes Whiskas-Päckchen. Und hey, vielleicht ist für einige Menschen ein Haustier auch eine Art Kinderersatz – und das wäre ja aus ökologischer Sicht auch nicht ganz schlecht.
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Ich kann mich nicht an eine Zeit erinnern, in welcher du nicht da warst…
Ich weiss nicht einmal, wann ich dich zum ersten Mal gesehen habe, aber es muss sicher Jahre her sein. Seither bist du eine Konstante in meinem Leben, welche frühmorgens immer wieder auftaucht in meiner Routine des Arbeitswegs. Du bist also eine Art Konstante innerhalb einer Konstante. Regelmässig frage ich mich, wenn ich durch die Bahnhofshalle geeilt und an der langen Treppe angelangt bin, ob du wohl noch da sein wirst, ob dich vielleicht jemand heute doch weggeputzt hat… Aber bisher waren meine Sorgen unbegründet – was vermutlich damit zu tun hat, dass du besonders hartnäckig bist und dir ein bisschen Besen-Wischen nichts anhaben kann. Und dennoch ist es irgendwie seltsam, dass du bei der vermutlich täglichen Reinigung der Treppen bisher nicht entdeckt und vernichtet wurdest. Oder hast du einen heimlichen Verehrer im Putzpersonal? Jemand, der dich bewusst am Leben erhält? Wie ein heiliger Gral der Unhygiene? Ein Triumph der Unordnung über der Sterilität des 21. Jahrhunderts? Sowieso: Was bist du eigentlich? Klar, ein Fleck. Aber das ist ja genauso wenig aussagekräftig wie das Kriterium «Mensch»: Erst in der Differenzierung wird es spannend: Man kann ein hedonistischer, egozentrischer Mensch sein, der sich den Konventionen der Gesellschaft beugt und irgendwann stirbt. Oder man kann ein*e Künstler*in sein mit dem Ziel ein möglichst kreatives, schöpfungsreiches Leben zu führen. Bist du ein künstlerischer Fleck? Oder ein Fleck des Zufalls? Bestehst du aus Schokolade (vielleicht ein Schokoladeneis?) oder bist du eher ein Kaffefleck? Oder handelt es sich bei dir eher um die Überreste einer Sauce? Eine dickflüssige Bratensauce nach englischer Art? Oder bist du wohl doch eher eine standardisierte McDonald’s Sauce? Warst du vielleicht ein Bio-Produkt? Und von wo stammen deine ursprünglichen Zutaten? Sind die lokal oder klebt da an der Basler Bahnhofstreppe vielleicht ein Stück südamerikanischer Regenwald? Willst du uns damit etwas Sonne in die dunkle, kalte Bahnhofshalle bringen? Und wie alt bist du überhaupt? Du scheinst nicht mehr so frisch auszusehen; man sieht dir jedenfalls die Spuren des Lebens an: Falten, Furchen und Narben stecken in deiner ausgetrockneten Haut. Ob du dich bewusst langsam auflöst? Als Metapher für die Vergänglichkeit des Lebens? Damit wir uns von dir verabschieden können? Kein hektischer Schnitt im Leben der Pendler*innen, sondern ein sanftes Ausklingen. Fade out. Und vielleicht bist du dann irgendwann so blass, dass man dich nur noch erahnen kann, wenn man bereits von dir Kenntnis hatte… Während unwissende Passant*innen achtlos an dir vorbeiziehen. Aber wer weiss… Vielleicht wird sich trotzdem irgendwer noch an dich erinnern. Zumindest für eine kleine Weile. Dann wirst auch du vergessen sein. Während irgendwo ein neuer Fleck geboren wird… Das Internet vergisst nie, sagt man.
Und natürlich haben diese Leute nicht ganz unrecht. Mit einem Klick hat man meist Zugriff auf einen beachtlichen Teil einer beliebigen Biografie: Liebeskummer, digitale Wutausbrüche, besuchte Restaurants, alkoholisierte Gesichtsausdrücke, ja sogar Nudes vielleicht irgendwo. Je nachdem wie prominent man ist und wie gross dementsprechend das Interesse der Allgemeinheit an einem ist, desto stärker dokumentiert und veröffentlicht wird alles. So habe ich mir kürzlich von John Oliver erklären lassen, dass es beispielsweise einen US-amerikanischen Wrestler gibt, der sich während eines Kampfes in die Hose gemacht hat (Nummer 2) und zwar live vor Kamera und Publikum. Früher hätte die Bevölkerung sicherlich auch darüber gelacht – oder wie ich: mitgelitten –, aber aus diesen Bildern wäre vermutlich nach verstrichener Zeit eine Anekdote geworden, welche irgendwann verblasst wäre. Heute hingegen stehen uns Aufnahmen solcher ungünstigen Erlebnisse jederzeit und innert weniger Klicks zur Verfügung. Aber ich wage zu behaupten, dass die digitale Demenz nicht zwingend das grösste Problem des Internets ist. Denn einerseits vergisst das Internet ja auch nicht die positiven Dinge, die man gemacht oder erreicht hat (aus diesem Grund habe ich persönlich noch nie verstanden, wenn Leute zu mir gesagt haben «Pass auf, was du hochlädst!»; denn wer das virtuelle Puzzle über mich zusammensetzt, sieht grösstenteils viele altruistische, vorteilhafte Sachen von mir oder über mich ;)). Nein, das grössere Problem könnte sein, dass das Internet eben sehr wohl vergisst. Oder zumindest die Menschen, die es verwenden. Es gab eine Zeit, da habe ich monatlich viermal einen Blogpost veröffentlicht. Das war allerdings ganz zu Beginn, als ich noch Feuer und Flamme war fürs Schreiben. Nach anfänglich sehr grossem Interesse seitens der Leser*innen, liess dieses aber jedoch langsam wieder ab, so dass ich mir irgendwann die Aufwand-Ertrag-Frage stellen musste: Für was soll ich mir die Mühe machen, Stunden in einen Text zu investieren, der dann bloss von einer Handvoll (treuer) Leute gelesen wird? Aus diesem Grund wechselte ich irgendwann zu Youtube, wo ich auf mehr Interesse stiess. Oder zumindest anfangs. Denn auch dort verblasste irgendwann die anfängliche Beachtung (wobei mir die aktuellen Statistiken sagen, dass das grundsätzliche Interesse an Youtube-Content immer noch höher ist als jenes an Blogposts). Würde ich heute mit einem Projekt starten, ich würde wohl auf Podcasts oder TikToks setzen. Aber ja, irgendwann hat man dann wohl auch genug vom Katz und Maus Spiel, in welchem man versucht immer den neusten Trends nachzurennen und sich den Launen der Kundschaft zu beugen. Diese Demotivation zeigte sich bei mir übrigens besonders bei Texten, welche temporäre Themen behandelten: Anfangs schrieb ich zu jeder Initiative und grösserer Abstimmung in der Schweiz einen Blogpost mit möglichst differenzierten Überlegungen dazu. Doch wer liest sowas heute (einige Jahre später) noch? Wen interessiert es, was ich mal zur Durchsetzungsinitiative oder zur Initiative «Grüne Wirtschaft» geschrieben habe? Diese Texte werden vermutlich noch sehr lange fortbestehen (ich weiss nicht, ab welcher Zeit von Inaktivität ein ganzer Blog mitsamt seinen Beiträgen gelöscht wird...), aber vergessen sind sie heute schon. Aus diesem Grund habe ich mich häufiger zu Themen geäussert, die immer (oder hin und wieder) aktuell sind; Beiträge, die man mehr als einmal zücken und teilen kann (über Themen wie Weltschmerz, Whataboutism und Wissenschaftlichkeit). Im besten Fall also zeitloste Texte. Interessanterweise steigt durch die Tatsache, dass, aufgrund der Schnelllebigkeit digitaler Beiträge, Hunderttausende von Videos, Texten, Bildern oder Musik (man denke an die 60'000 täglichen Uploads von neuen Songs auf Spotify & Co.) in das scheinbar endlose Server-Universum gespült werden, auch die Lust an Nichtigkeit und Willkür. Wenn eh niemand meine Songs, Texte und Videos anhört, liest oder anschaut, kann ich eigentlich machen, was ich will. Ähnlich wie die Erkenntnis, dass nach dem Tod vermutlich nichts mehr ist, hat auch die Vergesslichkeit des Internets etwas Tröstendes und Entlastendes. (Zumindest für diejenigen Menschen, die finanziell nicht davon abhängig sind; Personen, die von Musik, Literatur, Kunst etc. leben [oder dies zumindest versuchen], werden dem Ganzen vermutlich wenig Gutes abgewinnen können.) In der Konsequenz heisst das: Ich kann theoretisch drei Monate nichts schreiben und es ist völlig okay. Oder ich kann über einen einsamen Strommast in einem Rapsfeld schreiben oder über das Grün von jurassischen Fichtenwäldern. Who cares anyway, right? Solange dieser bescheidene Realismus nicht in einen antriebslosen Nihilismus ausartet, sehe ich in der Vergänglichkeit des Internets zumindest nicht nur Schlechtes (auch wenn man an dieser Stelle mal wieder auf die stets schlimmer werdende Klimabilanz von Streaming, Internet und Co. hinweisen sollte). Und wem diese Wort jetzt keinen Trost schenken, dem oder der sei noch folgender Gedanken ans Herz gelegt: Manchmal ist es einfach auch gut zu vergessen, dass das Internet vergisst. |
SaoiAebiLebenskünstler, Philosoph, Hobbykoch, Balkongärtner, Freelanceaktivist, Lehrer, Katzen- und Tierfreund, Spirituosenliebhaber, Melancholiker, Musiker, Gesellschaftskritiker, Mensch, Lebewesen, Materie. Oder so. Archives
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