Weil beim letzten Post "Zum Stand der Dinge #1" die Emotionen in den sozialen Medien teilweise etwas hochgekocht sind, möchte ich nun gleichwohl noch einen kurzen Nachtrag respektive Kommentar zum Thema abgeben:
1) Natürlich ist es am angenehmsten, wenn das Verhältnis zwischen Kunde/Kundin und einem Geschäft reibungslos funktioniert. Nur gibt es bei kleineren Läden halt mehr Reibungsfläche als bspw. bei Coop, Migros und Co., wo alles komplett anonym ist und man dank Self-Checkout teils kein einziges Wort mit irgendjemandem spricht - vom Betreten bis zum Verlassen des Supermarkts. Aber wir wissen ja nicht, ob die Leute, die dort arbeiten, insgeheim rassistisch, sexistisch, anti-vegan (das wissen wir zumindest teilweise ;-)) oder was auch immer sind (zumal diese grossen Geschäfte auch noch stärker nach den Prinzipien des Kapitalismus gehorchen und die industrialisierte Nutztierhaltung etc. quersubventionieren [das wissen wir nämlich garantiert]). Deshalb finde ich es nicht ganz fair, wenn man ein kleines Geschäft mehr oder weniger boykottiert, weil vielleicht jemand des Personals mal auf seiner/ihrer persönlichen Facebook-Seite einen kritischen Post zum Impfen oder ein Lob an die Homöopathie geteilt hat. Solange dies nicht die ganz grosse Geschäftsphilosophie ist, geht mir das ehrlich gesagt am Arsch vorbei. Ich gehe vor allem in solche Läden - egal ob jetzt Second Hand, Fair Fashion, veganes Geschäft oder was auch immer -, weil ich mit meinem Geld eine gute Sache unterstützen möchte und zwar nur die und nicht noch Klimawandel, Massentierhaltung oder eine andere Form von Ausbeutung. Und es ist eben auch eine gute Sache, wenn es solche Orte gibt. Aber dafür müssen wir sie unterstützen - auch wenn wir vielleicht nicht mit allem einverstanden sind (wir boykottieren ja auch nicht Denner, Aldi und Co. nur weil sie mal wieder Billigfleisch noch zusätzlich mit 40% Rabatt traktieren...). Wie in einer Beziehung sollte man halt vielleicht auch das Gegenüber mit seinen Makeln akzeptieren. 2) Und da sind wir beim zweiten Punkt: Wie in einer Beziehung sollte man Sachen ansprechen, wenn einem etwas stört. Konkret heisst das: Wenn ihr keine Lust auf eine Konversation habt, sagt das. Wenn ihr keine Zeit habt und ein Tram erwischen müsst, sagt das. Wenn ihr irgendwelches Verbesserungspotenzial seht, sagt das. Äussert eure Kritik in nettem, ruhigen Ton; dann entschärfen sich diese Probleme in der Regel gleich massiv. Und es kommt später auch nichts zurück wie ein Boomerang. Klar kann man sagen: Ich will das gar nicht machen müssen. Ich habe gar keine Lust auf eine Erklärung oder ein Statement. Das ist legitim. Ich sage nur, dass genau diese kleinen Läden, all die Fair Fashion Stores, Unverpacktläden, kleine Bio-Lokal-Gemüse-Geschäfte und vegane Cafés oder Restaurants da draussen unsere Verbündeten sein sollten. Wenn wir uns nicht vernetzen, leidet auch unsere Bewegung! Und leidet unsere Bewegung, so leiden auch wieder mehr Menschen in Textilfabriken, Kinder in Kupferminen, eingesperrte Nutztiere, unsere Flüsse und Gewässer, das Klima, der Regenwald und dessen Artenvielfalt etc. pp. 3) Und dies ist auch der Grund für dieses neue Format "Stand der Dinge". Weder werde ich von irgendwelchen Ladenbesitzer*innen bezahlt, noch will ich mich auf die Seite dieser stellen. Jedenfalls nicht nur. Ich stehe ebenso auf der Seite der Konsument*innen. Primär stehe ich jedoch auf der Seite der Sache. Deshalb versuche ich Brücken zu bauen und die emotionalen Wogen zu glätten. Damit wir wieder am gleichen Tisch sitzen. Damit wir wieder miteinander sprechen. Damit wir wieder am gleichen Strang ziehen. Und damit wir wieder weitermachen können mit unserem Ziel, die Welt etwas besser zu machen. #IchHabeFertig Euer SaoiAebi
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Es war einer der besten Burger, den ich jemals gegessen hatte. Nicht weil dessen Geschmack so nah an jenen von Fleisch gekommen wäre, sondern weil irgendwie alles stimmte: Die Konsistenz des hausgemachten Brötchens, der Geschmack des Bratlings und das herrliche Mango-Chutney anstelle von ordinärem Ketchup. Nun macht Vegiman Ende September 2018 endgültig zu, diese kleine Ruheoase am Feldbergkiosk, mitten in Kleinbasel. Aber darum geht es eigentlich gar nicht in diesem Blogpost. Und doch irgendwie schon. Denn auch andere Restaurants, Geschäfte oder Cafés kämpfen um ihr Überleben. Aus diesem Grund habe ich dieses neue Format geschaffen – um die Besitzer*innen selbst mal zu Wort kommen zu lassen. Sie sitzen beide im kleinen Wintergarten im Hinterhof ihres veganen Ladens, als ich am Mittwoch vorbeischaue, um mit Renée und Fatih ein Interview zu führen. SaoiAebi: Fangen wir vielleicht mal ganz vorne an: Wer seid ihr eigentlich? Renée: [lacht kurz auf] Wir sind zwei Privatleute, die den Veganismus etwas vorantreiben wollen. Deshalb haben wir diesen Laden auch vor ein paar Jahren eröffnet. Fatih: Genau. Eigentlich wollten wir beweisen, dass man mit veganen Lebensmitteln auch wirtschaftlich überleben kann; dass das nicht nur eine "Spinneridee" ist; sondern dass wir eine Nische füllen können: Ein Laden, wo keine industrielle Massentierhaltung unterstützt wird. Renée: Und auch, dass man einfach so ohne zu überlegen zugreifen kann. Als ich anfangs vegan wurde, musste ich immer nachfragen oder bei jedem Produkt die Zutatenliste anschauen. Bei unserem Laden ist einfach alles vegan und zwar noch zu einem Preis, der bezahlbar ist. SaoiAebi: Wann habt ihr denn eigentlich genau angefangen? Fatih: Angefangen hat alles am 18. August 2014, damals noch an der Missionsstrasse, in der Nähe des Spalentors. Umgezogen sind wir erst im Juni dieses Jahres. SaoiAebi: Was war denn der Grund für diesen Standort-Wechsel? Fatih: Hier an der Schneidergasse haben wir eröffnet, weil wir einen deutlichen Rückgang im Umsatz bemerkt hatten und wir uns vom neuen Standort mehr Laufkundschaft erhofften. Und dann haben wir per Zufall diese tolle Location gekriegt. Renée: Es war auch immer unser Ziel, dass wir wachsen und grösser werden, damit wir mehr Produkte anbieten können und nicht alles so eng und ungemütlich ist. Auch wegen unserem Online-Shop, wofür wir ja ein grosses Lager brauchen. Und jetzt können wir endlich auch wieder mehr Öffnungszeiten anbieten – und das mitten in der Altstadt. Fatih: Es gibt fast keinen veganen Laden in der Schweiz, der so zentral in der Stadt liegt wie unseren. Das ist nicht selbstverständlich. Jetzt können uns alle erreichen – auch die vom Kleinbasel. „Wir zahlen uns keine richtigen Löhne, denn so etwas wie Gewinne kennen wir nicht. Mit vegan ist noch niemand reich geworden!“ (Fatih) SaoiAebi: Wie läuft es denn konkret heute? Renée: Naja, schwierig... [hält kurz inne] Heute Morgen hatten wir beispielsweise praktisch keine Kundschaft, vielleicht ein bis zwei Personen. Das ist halt schon sehr, sehr wenig. Fatih: Es ist auch recht schwierig, die Stammkunden von früher wieder zu mobilisieren. Die sind halt auch ein bisschen gemütlich. Renée: [lacht] Gemütlich, ja... Also Stammkunden sind schon wichtig, aber wir bräuchten halt auch Leute oder Familien, die etwas grösser einkaufen, nicht nur eine Tafel Schokolade oder eine Hafermilch. So überlebt der Laden natürlich nicht. Aus diesem Grund haben wir auch Produkte wie Teigwaren, Mehl, veganen Wein, Kosmetikprodukte oder Putzmittel bei uns im Angebot. Aber irgendwie läuft es im neuen Ort mit mehr Öffnungszeiten und mehr Service bislang nicht besser als früher. Fatih: Das ist vor allem auch deshalb komisch, weil wir die Preise reduziert haben im Vergleich zu früher. Aber trotzdem hat man wohl das Gefühl, dass aufgrund der neuen, zentralen Lage des Shops alles massiv teurer geworden wäre. Dabei stimmt das bei vielen Produkten gar nicht. Unsere veganen Schuhe sind zum Beispiel so günstig, dass wir sogar viele Bestellungen aus Deutschland kriegen. „Früher haben die Leute immer gejammert, weshalb wir nicht in die Innenstadt ziehen. Jetzt sind wir da, aber die Kundschaft bleibt grösstenteils aus.“ (Fatih) SaoiAebi: Die grosse Konkurrenz von euch ist ja Coop, Migros und Co. Wie beurteilt ihr die Lage? Renée: Es ist natürlich einfacher, alles in einem grossen Supermarkt einzukaufen. Da findet man alles an einem Ort. Aber es macht die Sache natürlich auch schwierig für kleinere Geschäfte wie unseres. Fatih: Coop und Migros sind halt auch die Vertreter der Fleischlobby. Denen ist die ganze Idee hinter dem Veganismus ziemlich egal. Wenn ein veganes Produkt nicht mehr funktioniert, wird es halt wieder aus dem Sortiment gestrichen. Bei uns geht's halt wirklich um die Sache. Und dieses System der Ausbeutung will ich einfach nicht unterstützen. SaoiAebi: Ziel dieses Interviews ist ja auch etwas, dass die Leute da draussen realisieren, dass viele dieser tollen Geschäfte und Restaurants ums Überleben kämpfen und auch davon leben, dass genügend Kundschaft besteht. Alle freuen sich, wenn ein verpackungsfreier Laden in der Nähe aufmacht und alle trauern, wenn ein veganer Vorreiter wie Vegiman schliesst; aber wie viele sind wirklich bereit, diese Läden auch regelmässig zu besuchen und finanziell zu unterstützen? Dennoch wollte ich natürlich auch etwas konstruktive Kritik von der Kundschaft an euch zurückleiten, damit die Kritik nicht nur einseitig ist. Genannt wurde vor allem das Schaufenster, das allenfalls etwas optimaler und einladender gestaltet werden könnte sowie die ausufernden Monologe von dir, Fatih. Fatih: [lacht laut auf] Schau mal, manchmal kommen Leute rein und provozieren halt mit Aussagen wie „Im Coop ist das aber viel günstiger!“ und dann geh' ich halt aus mir raus und halte einen kleinen Monolog. [Alle lachen] Fatih: Nee, aber im ernst. Ich habe keine Lust mehr unnötige Diskussionen zu führen. Diese Zeiten sind vorbei. [Renée lacht] Es ist mir und Renée wichtig, an dieser Stelle auch zu sagen, dass fast alle unserer Kunden super sympathische Leute sind und uns Tag für Tag auf's Neue motivieren. Ich habe mir persönlich das Ziel gesetzt, den Kunden und Kundinnen nur auf ihren expliziten Wunsch hin eine ausführliche Beratung und Betreuung zu unseren Produkten zukommen zu lassen. Und ausserdem arbeite ich auch nicht mehr so häufig da. Ich habe ja noch einen anderen Job, damit wir unsere privaten Rechnungen bezahlen können. Renée: Also beim Schaufenster haben wir jetzt immerhin mal mehr Platz und es ist nicht mehr so vollgestopft wie früher. Ausserdem haben wir den Schriftzug „100% vegan“ weggenommen, weil das bei vielen Nicht-Veganer*innen nicht so gut ankommt. Wie oft haben wir schon erlebt, dass Kunden reinkommen und sich an der Kasse quasi entschuldigend mitteilen, nicht Veganer zu sein. Der Schriftzug am Schaufenster habe bei diesen Leuten suggeriert, dass eher Veganer im Gingi erwünscht seien. Dies ist sicher nicht der Fall. Bei uns ist jeder willkommen! Und natürlich versuchen wir immer wieder was Neues auszuprobieren und sind auch offen für Kritik oder Ideen. „Wir wollen niemanden bekehren oder so. Wir wollen, dass die Kunden neue Produkte kennenlernen und sich öffnen.“ (Renée) SaoiAebi: Etwas anderes: Was sind eure Lieblingsprodukte bei euch im Laden? Ich mag ja beispielsweise die Schokolade von Rapunzel, den Camemvert von Gourvegi, das „Vondue“ von Vegusto oder das pflanzliche Trockenfutter für Haustiere. Was mögt ihr so für Produkte? Renée: Also eigentlich habe ich keine eindeutigen Lieblingsprodukte oder so. Aber die veganen Gipfeli und der vegane Zopf, welchen wir am Samstag verkaufen, mag ich schon sehr. Fatih: Ich mag unsere neuen Sandwiches. Mir war es nämlich wichtig, deftige Sandwiches anzubieten, nicht so Klischee-vegane Dinger, die kalorienreduziert sind und man danach noch Hunger hat. SaoiAebi: Letzte Frage: Welche Produkte vermisst ihr persönlich in eurem Geschäft? Was fehlt noch? Renée: Sicher noch bessere Käse-Alternativen. Da finde ich, dass es noch zu wenig richtig tolle Ersatzprodukte gibt, obwohl ich mich da auch schon sehr daran gewöhnt habe und es nicht mehr so vermisse wie früher. Zudem sehne ich mich in letzter Zeit mehr nach vollwertiger Kost - vielleicht auch deshalb, weil wir regelmässig Lebensmittel essen müssen, die in unserem Laden aufgrund des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr verkauft werden können. Fatih: Ich bin gerade sehr tolle polnische Bio-Schokolade am Bestellen. Die gibt's in der Schweiz noch nirgends und ist nicht nur sehr lecker, sondern auch äusserst preiswert für eine richtig gute, ökologische Schokolade. Diese sind hoffentlich spätestens Ende September bei uns im Laden erhältlich. Renée: Auf die neuen Kuchen und Torten der Confiserie Flubacher freue ich mich aber auch. Die werden wir zukünftig stückweise anbieten. Bleibt bloss zu hoffen, dass wir die dann auch wirklich verkaufen können... Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Gingi
Schneidergasse 30, 4051 Basel Öffnungszeiten: Mo: 12:00 - 18:30 / Di - Mi: 10:00 - 18:30 / Do: 10:00 - 20:00 / Fr: 10:00 - 18:30 / Sa: 10:00 - 17:00 Haltestelle: Marktplatz (Tram: 6, 8, 11, 14, 15, 16, 17) Berlin, anfangs August 2018: Ich sitze in einem hippen Café und trinke einen Smoothie zum Frühstück. Mit einem Trinkhalm aus Edelstahl.
Hamburg, ein paar Tage später: Ich bestelle einen Himbeer-Mojito und kriege kurze Zeit danach ein Glas. Mit einer Nudel – einer Art überdimensioniertem Spaghetti mit Loch in der Mitte – als Trinkhalm. Wäre dies nicht das Jahr 2018, man hätte wohl überall einen ganz gewöhnlichen Plastikstrohhalm gekriegt. Meistens die etwas grösseren, stabileren Strohhalme in schwarz. Nun ist jedoch vor ein paar Monaten ein Gesetz in Kraft getreten, welches europaweit dem Plastik den Kampf ansagen will. Betroffen davon ist unter anderem der Strohhalm. Weil es dazu Alternativen aus anderen Materialien gäbe. Und weil er sich als Sündenbock gut eignet. Klar, so ein Gesetz ist natürlich absolut begrüssenswert. Besonders auch deshalb, weil das Gesetz nicht nur den Trinkhalm aus Plastik verbannen will, sondern ein globaleres und nachhaltigeres Plastik-Konzept anstrebt. Bei der Bevölkerung macht sich jedoch rasch ein Schlendrian breit, weil man meint, man habe mit dem alternativen Strohhalm gleich das ganze Plastik-Dilemma gelöst. Fortan würde es ja keine Bilder mehr von Schildkröten geben, in denen Nasenhöhlen sich Trinkhalme eingenistet haben. Ergo: Alles gut. Auch das Gewissen. So wie mit den wiederverwendbaren Stoffbeuteln („Veggie bags“) für den Gemüse- und Früchte-Einkauf im Supermarkt. Leider gibt es Studien, die zeigen, dass die Produktion eines solchen vermeintlich nachhaltigen Baumwollbeutels viel mehr Energie und Ressourcen benötigt als die konventionellen „Raschelsäcklein“ aus LDPE. Damit sich der Baumwollbeutel lohnt, muss er über 7000-mal wiederverwendet werden, damit sich der Einsatz lohnt und er tatsächlich nachhaltiger ist als die kleinen Plastikbeutel. Immerhin schneiden ungebleichte Papiersäcke deutlich besser ab: Da bedarf es nämlich nur 42 Wiederverwendungen, um ökologisch besser dazustehen als die Plastiksäcke. Und dennoch: Reisst ein solcher Papiersack nach dem achtunddreissigsten Mal, ist die Ökobilanz von Raschelsäcklein immer noch besser. Bezüglich Einkauf im Supermarkt empfiehlt sich zusammengefasst also entweder die gewöhnlichen Plastikbeutel wiederzuverwenden (was ja auch problemlos gehen sollte, wenn nicht gerade eine Pflaume oder Tomate darin zerquetscht wurde) oder – noch besser – gar nichts zu verwenden. Einfach die noch unverpackten Lebensmittel direkt auf die Waage oder in den Einkaufskorb oder -wagen zu legen. Ähnlich verhält es sich mit den Strohhalmen: Ein Trinkröhrchen aus Metall ist wohl aufgrund der aufwändigen Produktion massiv unökologischer als ein Plastikstrohhalm – auch wenn es dazu (noch) keine Studien gibt. Deshalb würde ich auch hier raten, einfach komplett auf Strohhalme zu verzichten („renounce“ statt „replace and reuse“). Für die meisten Drinks bedarf es nämlich gar keines Trinkhalms (obwohl mein Mojito ohne Röhrchen schon nicht so toll gewesen wäre, wenn man nicht damit im Rohrzucker-Limetten-Minze-Himbeer-Gemisch rumstochern kann... ;-)). Was ist also nun der Zweck dieses Blogposts? Mit diesem Beitrag will ich nicht unnötig Verwirrung stiften (auch wenn diese wohl bei zahlreichen ökologischen Themen unumgänglich ist), sondern möglichst neutral und pragmatisch die Thematik anschauen und nach den effektivsten Verhaltensweisen punkto Nachhaltigkeit Ausschau halten. Klar ist Plastik in den Weltmeeren ein Problem – Mikroplastik sogar noch ein massiv grösseres. Aber das meiste Plastik, welches wir beispielsweise in der Schweiz verwenden, findet den Weg nicht in den Ozean (und somit auch nicht in den Magen von Möwen, Pottwalen etc.). Ginge es wirklich um die Reduzierung von Plastik im Ozean, müssten wir die neuralgischen Punkte in Angriff nehmen. Das betrifft allerdings „nur“ zehn Flüsse weltweit, wobei acht davon in Asien zu finden sind. Über diese Flüsse gelangt nämlich am meisten Abfall in die Meere. Die Schweiz hat damit jedoch nichts zu tun - ausser sie verschifft mal wieder Abfall nach Asien oder Afrika, um selbst damit noch irgendwie Profit machen zu können... Ausserdem: Ginge es wirklich um den Schutz der Meere vor Plastik, wäre es mindestens ebenso wichtig zu fordern, dass man keinen Fisch und andere Lebewesen aus dem Meer mehr isst. Ein beachtlicher Teil der im Ozean gefundenen Plastikmasse besteht nämlich aus alten oder kaputten Fischernetzen. Dass das konventionelle Fischereigewerbe (wir sprechen jetzt hier nicht von irgendwelchen lokalen Fischern, deren bescheidener Fang ihre Lebensgrundlage bedeutet) zudem massiven Raubbau am Meer betreibt und dabei tausende weitere Fischarten und Säugetiere draufgehen sowie das ganze Ökosystem darunter leidet, sollte uns ebenfalls überzeugen, komplett auf Meeresprodukte zu verzichten. Ebenfalls sollten wir bedenken, dass die grössten Korallenriffe mitsamt ihrer faszinierenden Unterwasserwelt gerade am Sterben sind, weil wir den Klimawandel mit unserem Verhalten (i.e. regelmässig in die Ferien fliegen; mit dem Auto zur Arbeit fahren; tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Käse und Co. essen; Überbevölkerung etc. pp.) verstärken. Aber wieder zurück zum ursprünglichen Thema: Schliesslich kann die Diskussion um Plastik auch regelrecht absurd werden, wenn beispielsweise in einem Facebook-Post (den Link dazu finde ich leider nicht mehr) gefordert wurde, dass die Plastikringe vom Flaschenhals von PET-Flaschen (siehe Coverbild) mit einer Schere durchschnitten werden sollten, damit sich darin keine Vögelchen strangulieren. Ganz ernsthaft: Dieser Plastikring bleibt ja sowieso üblicherweise am Flaschenhals dran bis zum finalen Feuertod in der Abfallverbrennung (oder der wunderbaren Wiedergeburt im Rezyklierungsprozess). Und sähe ich einen solchen Flaschenhals-Plastikring irgendwo auf der Strasse liegen, würde ich ihn einfach im Abfall entsorgen, wo er auch hingehört, und nicht noch umständlich nach Hause nehmen, um ihn dann auseinander zu schneiden, damit sich kein Federvieh darin verfangen könnte. Deshalb meine Aufforderung: Informiert euch doch bitte und handelt vernünftig. Das Plastikstrohhalm-Verbot der EU-Kommission ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung – vor allem auch deshalb, weil er (hoffentlich!) bloss der erste in einer Reihe von zahlreichen weiteren Schritten sein wird. Mindestens ebenso wichtig wäre jedoch auch beispielsweise konsequent Alu, Glas und PET zu rezyklieren (also dass man Produkte aus solchen Wertstoffen solange mit sich herumträgt, bis man sie irgendwo korrekt entsorgen kann) oder insgesamt weniger (Plastik)Produkte zu konsumieren (Stichwort Zero Waste). Diese Veränderung hängt jedoch primär von unserem eigenen Verhalten ab und nicht ausschliesslich von einer politischen Verordnung. Wir müssen deshalb aufpassen, dass wir uns nicht in kleinen ökologischen Nichtigkeiten verheddern. Das ist nämlich realistischer als der zierliche Hals eines Vögelchens in einem Plastikring einer PET-Flasche zu sehen. |
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