[Wer nicht lesen mag: Hier geht’s direkt zur Online-Petition!]
Manchmal fragen mich Leute, wann eigentlich mein Aktivismus angefangen hat. Natürlich führen alle irgendwie zum Veganismus, weil ich durch diese Verhaltensänderung gelernt habe, was es bedeutet, sich gegen vorherrschende gesellschaftliche Normen und mein soziales Umfeld aufzulehnen. Hätte ich mich beispielsweise für Feminismus oder gegen Rassismus eingesetzt – was mir natürlich ebenfalls ein Anliegen ist –, hätte ich womöglich meinen Aktivismus-Spirit nie gefunden, weil dies nicht so ein gewaltiger Bruch mit der Mehrheit der Gesellschaft ist – immerhin sind die meisten Kandidat*innen und Wähler*innen von links-grünen Parteien gegen Sexismus und für eine vielfältige, bunte Welt, während die meisten Speziesismus immer noch tagtäglich unterstützen. Und gleichwohl ist diese These mit Veganismus als Startpunkt nicht ganz korrekt; denn eigentlich hat alles mit der Kirche angefangen. Genauer mit den Kirchenglocken. Bevor ich mich also aus mehrheitlich altruistischen Gründen für Dinge einzusetzen begann (ich selber profitiere ja eigentlich nicht wirklich, wenn es Nutztieren, dem Regenwald, Menschen in Drittweltländern etc. besser geht), stand ein eigenes Anliegen im Zentrum: Ich wollte einfach meine Nachtruhe. In meinen immer noch lesenswerten Blogposts «In was für einer Welt leben wir eigentlich?» und der Fortsetzung «In einer konservativen Glockenwelt!» beschreibe ich die Gründe, wieso ich mich gegen die Friedenskirche in Olten aufgelehnt habe. (Zusammengefasst: Wer kann schon schlafen, wenn eine 100-Meter-entfernte, sehr laute Kirchenglocke alle 15 Minuten [all night long!] erschallt?!) Als ich dann Erfolg hatte und man die Nachtruhe – zumindest teilweise – glücklicherweise anfing einzuhalten, zog ich nach Basel, wo ich neben der massiven Antoniuskirche wohnte, die zwar noch lauter war als die Friedenskirche, aber glücklicherweise nur vier- oder fünfmal täglich ihre Glocken bimmeln liess (was für mich völlig legitim ist). Nun bin ich jedoch wieder weitergezogen und logischerweise bin ich auch hier umzingelt von Kirchen(glocken); denn wenn jemand sagt, man müsse dann halt einfach nicht direkt neben eine Kirche ziehen, weiss nicht, wie viele Kirchen es gibt in den meisten Städten. Wenn man nämlich bedenkt, dass es insgesamt 41 Kirchen oder andere Sakralbauten in Basel-Stadt gibt, kann man davon ausgehen, dass man nachts Kirchenglocken hören wird – selbst wenn nicht alle ihre Glocken in der Nacht erschallen lassen. Mühsam ist diesbezüglich auch, dass selbst auf gewissen Schulhäusern ein Glockenturm installiert ist, zum Beispiel in der Primarschule Isaak Iselin (die Glocken, die mich aktuell am meisten tangieren [obschon ich nachts auch Glocken aus dem Gotthelf- und St. Johann-Quartier höre...]) oder jene in der Sekundarschule Theobald Baerwart. Und, again, ich habe nichts gegen die Kirchenglocken per se: Am Sonntag-Morgen oder am frühen Abend finde ich es sogar noch (einigermassen) wohltuend. Aber nicht zwischen 22 Uhr und 07 Uhr morgens. Da ist das Glockengeläut sowohl überflüssig (wer muss wissen, wann es viertel vor oder viertel nach eins in der Nacht ist?) wie auch eine störende Geräuschquelle, die mich hin und wieder vom Schlafen abhält oder meine Schlafqualität zumindest deutlich verringert (vor allem in einer warmen Sommernacht mit offenem Fenster). Und ich stehe nicht alleine da: Viele Leute, die ich kenne und in der Nähe von Kirchenglocken wohnen, stören sich an den nächtlichen Glockenschlägen. In Olten gab es damals sogar Leute, die auf Schlafmedikamente zurückgreifen mussten, um einschlafen zu können. (Kleine Zwischenbemerkung: Es gibt mehrere Studien [hier, hier und hier], die belegen, dass Lärm insbesondere in der Nacht krank machen kann. Die ETH-Zürich hat sogar konkret Kirchenglocken ins Auge gefasst und in einer Studie eine Korrelation zwischen Schlafqualität und nächtlichen Glockenschlägen festgestellt - selbst wenn diese unter milden 60 db waren!) Von da her ist dieses Anliegen zwar nicht so wichtig wie Menschen-, Tier- oder Umweltanliegen, für die ich üblicherweise einstehe, aber eben doch ein mühsamer und komplett unnötiger Störfaktor, der einigen Menschen Schlaf, Nerven und Energie raubt. Und wie ich in den früheren Blogposts (s.o.) schon erwähnt habe, gibt es keinen einzigen vernünftigen Grund, wieso wir nicht endlich die Nachtruhe auch bei den Kirchen einfordern sollten; immerhin darf ich ja auch nicht alle fünfzehn Minuten kurz irgendwelchen zeitgenössischen Jazz von meiner Dachterrasse aus abspielen, oder? Aus diesem Grund habe ich nun wieder eine Online Petition gestartet. Mit meinem neuen Vorstoss #GlockenNachtruhe bezwecke ich, dass man entweder von 22 Uhr bis 07 Uhr alle kirchlichen oder sonstigen Glockenschläge in Basel-Stadt einstellt (Vorschlag 1) oder als Kompromiss zumindest auf alle viertelstündlichen Glockenschläge – also X:15, X:30, X:45 – verzichtet (Vorschlag 2); denn wenn zwischen den einzelnen Glockenschlägen eine Stunde liegt, sollte das Einschlafen deutlich einfacher fallen. (Fun Fact: Nach der Recycling-Petition, #NoFurX, #NachhaltigAir, #McVGN und #MakeTheMensaGreenAgain ist dies schon meine sechste Petition. #Celebration) (Übrigens wäre «Celebration» auch ein tolles Stück, um die Leute nachts viertelstündlich vom Schlaf abzuhalten! :D) Wer also mit den Schlafgeplagten solidarisieren möchte und findet, dass die Regierung Basel-Stadts die Nachtruhe von wirklich allen verlangen sollte, darf gerne meine Petition #GlockenNachtruhe unterschreiben. Ich werde euch natürlich wieder auf dem Laufenden halten, was den Fortschritt der Petition (und böse Briefe/Kommentare) anbelangt. Bis dann! Eine erholsame Nacht wünscht euch SaoiAebi PS: Falls jemand ebenfalls schon unangenehme Erfahrungen mit nächtlichen Kirchenglocken gesammelt hat, darf diese hier gerne teilen.
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SaoiAebiLebenskünstler, Philosoph, Hobbykoch, Balkongärtner, Freelanceaktivist, Lehrer, Katzen- und Tierfreund, Spirituosenliebhaber, Melancholiker, Musiker, Gesellschaftskritiker, Mensch, Lebewesen, Materie. Oder so. Archives
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